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Das ZAPP Potsdam bietet ein umfangreiches Behandlungsspektrum als Kassenleistung gemäß der gesetzlichen und aller privaten Krankenkassen bei folgenden Krankheitsbildern:
organische und funktionelle Stimmstörungen (Dysphonie)
Interaktions- und Kommunikationsstörung (z.B. Mutismus)
Darunter sind präventive oder ergänzende Leistungen zu verstehen, die nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Die Kosten hierfür sind vom Klienten selbst zu tragen.
von Franziska Machleb (geb. Bachmann)
Als Aphasie wird eine Sprachstörung bezeichnet, die nach dem abgeschlossenen Spracherwerb auftritt. Ursachen hierfür sind neurologische Erkrankungen, wie Schlaganfälle und Schädelhirntraumata, in der linken sprachdominanten Gehirnhälfte. 80% der Aphasien treten nach Mangeldurchblutungen des Gehirns (sogenannte ischämische Insulte) auf. Hirnblutungen, Traumata, Tumoren sowie degenerative Erkrankungen des Gehirns sind für weitere 20 % der aphasischen Störungen verantwortlich.
Eine Aphasie verursacht Beeinträchtigungen in den sprachlichen Modalitäten (Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben), die vollständig oder nur teilweise, immer aber in individuell unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein können. Daher sind sprachliche Probleme von Patienten mit Aphasien nicht vergleichbar.
In der Befunderhebung und Therapie orientieren wir uns an wissenschaftlichem Basiswissen über die ungestörte Sprache. Die Grundlage hierfür bildet das Logogenmodell (von Patterson und Shewell, 1987).
Eine Aphasie verursacht Beeinträchtigungen in den sprachlichen Modalitäten (Hören, Lesen, Sprechen, Schreiben), die vollständig oder nur teilweise, immer aber in individuell unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein können. Daher sind sprachliche Probleme von Patienten mit Aphasien nicht vergleichbar.
In der Befunderhebung und Therapie orientieren wir uns an wissenschaftlichem Basiswissen über die ungestörte Sprache. Die Grundlage hierfür bildet das Logogenmodell (von Patterson und Shewell, 1987).
Abb. Modell zur Einzelwortverarbeitung nach Patterson und Shewell (1987)
Das Modell zeigt, wie Sprache in seiner Gesamtheit (also Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben) ungestört funktioniert. Als Beispiel das Verstehen von Wörtern: Unser Gegenüber sagt das Wort „Banane“. In der auditiven Analyse wird das Wort in seine kleinsten Bestandteile, die Laute [b][a][n][a][n][e], aufgespalten. Der auditive Input-Buffer ist dafür verantwortlich, diese einzelnen Laute zwischenzuspeichern und sich auch die Reihenfolge zu merken. Im phonologischen Input-Lexikon können wir „nachschlagen“, dass das Wort „Banane“ in unserem Wortschatz existiert. Als letztes wird auf das semantische System zugegriffen, wo wir die Bedeutung des Wortes abrufen können. Die Bedeutung setzt sich aus den Eigenschaften zusammen, in unserem Fall [Obst], [gelb], [Südfrucht], [lang], [krumm], [muss geschält werden], [süß] etc..
Bei Aphasie-Patienten kann jede einzelne der Komponenten, also die auditive Analyse, der Input-Buffer, das Input-Lexikon, das semantische System, das graphematische Input-Lexikon, die visuelle Analyse, das phonologische Output-Lexikon, der phonologische Output-Buffer, sowie das graphematische Outputlexikon, sowie jeder der Verbindungen zwischen den Komponenten (z.B. der Zugriff auf das semantische System vom graphematischen Input) selektiv gestört oder erhalten sein.
Aphasische Störungen können also sowohl das Sprachverständnis als auch die Sprachproduktion auf unterschiedliche Art und Weise betreffen. Bei einer Störung im Sprachverständnis kann ein Patient nicht verstehen, was der Gesprächspartner sagt, obwohl das Hörvermögen vollkommen intakt ist. Oft ist das Verstehen in einer vertrauten Situation oder in bestimmten Kontexten besser. Ein häufiges Symptom von Aphasien sind Wortabrufstörungen, wobei es dem Patienten schwer fällt, auf ein Wort zu kommen. Neben einer Abklärung der Defizite auf Einzelwortebene ist auch eine Einschätzung der Leistungen auf Satzebene sehr wichtig. Zum Beispiel werden beim Agrammatismus Sätze produziert, bei denen Wörter ausgelassen werden. Beim Paragrammatismus hingegen werden zwei Sätze miteinander verschränkt.
Für die Therapie ist es unerlässlich, ein klares Bild von den zugrunde liegenden Problemen zu bekommen. Wir orientieren uns bei der Befunderhebung auf Einzelwortebene an der ungestörten Sprache anhand des Logogenmodells (Patterson und Shewell, 1987). Mit einer individuellen detaillierten Diagnostik des einzelnen aphasischen Patienten können die gestörten und intakten Komponenten und Routen herausgefunden werden. Weiterhin kann der Schweregrad der Störung eingeschätzt werden. Häufig verwenden wir zur Befunderhebung die Lemo-Testbatterie, welche von der Universität Potsdam erstellt wurde. Aber auch andere Diagnostikverfahren kommen zum Einsatz, so z.B. der Aachener Aphasie-Test, der ELA-Satzverständnistest sowie verschiedene unveröffentlichte Testverfahren (sog. Screenings), die an der Universität für verschiedene Störungen entwickelt wurden.
Mit der genauen Kenntnis der zugrunde liegenden funktionalen Defizite sowie des Schweregrades der einzelnen Störungen wird eine individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie geplant, erklärt und durchgeführt. Einen wichtigen Teil unserer Arbeit stellt auch die Angehörigenaufklärung und -beratung dar.
Eine Aphasie ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung und die Kosten werden laut Heilmittelrichtlinien von der Krankenkasse übernommen. Der Arzt stellt bei einer Aphasie eine Heilmittelverordnung nach dem Muster 14 aus. Mit diesem können sich Patienten im ZAPP zur Diagnostik, Therapie und Beratung anmelden. Sie erreichen uns telefonisch unter 0331-2755067. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Antje Lorenz
Wortfindungsstörungen (Synonym: Wortabrufstörungen) sind eines der häufigsten Symptome bei neurologisch bedingte Sprachstörungen (Aphasie) und treten bei allen aphasischen Syndromen auf. Im Gespräch äußern sich Beeinträchtigungen in der Wortfindung durch häufige Pausen aufgrund von Suchverhalten nach dem passenden Wort (z.B..: „..da bin ich auf ein... mh... wie soll ich sagen...“). Darüber hinaus können Fehler bei der Wortauswahl oder auch beim Abruf der Wortform auftreten. Fehler bei der Wortauswahl zeichnen sich häufig durch eine Bedeutungsähnlichkeit mit dem Zielwort aus, wie zum Beispiel die Verwendung des Wortes ‚Hund‘, wobei jedoch eine Katze gemeint ist. Wenn im Unterschied dazu statt Katze ‚Katte‘ oder ‚Patze‘ geäußert wird, liegt ein formähnlicher Fehler vor.
Die medizinisch-neurologische Ursache für erworbene Aphasien und somit auch für Wortfindungsstörungen ist eine Schädigung der sprachrelevanten Areale in der Großhirnrinde der sprachdominanten Hirnhälfte. Zu den häufigsten Ursachen zählen zerebrale Gefäßinsulte (Schlaganfall), bei denen es zu einer Unterbrechung des Blutflusses oder auch zu einer Einblutung kommen kann, die die Funktionsfähigkeit der sprachrelevanten Areale in Mitleidenschaft ziehen. Weitere mögliche Ursachen für Aphasie sind Hirntumoren, Hirnhautentzündungen (Enzephalitits), Unfälle (Schädel-Hirn-Trauma) oder auch demenzielle Erkrankungen, wie zum Beispiel Alzheimersche Demenz.
In funktionalen Wortverarbeitungsmodellen (vgl. Logogen-Modell), die die zugrunde liegenden Prozesse des ungestörten Wortabrufs abbilden, werden mindestens zwei Ebenen unterschieden, die beim Abruf von Wörtern durchlaufen werden und die bei Aphasie spezifisch beeinträchtigt sein können. Dabei handelt es sich um eine Bedeutungsebene und eine Wortformebene. Beim Abruf eines Wortes muss zunächst auf eine Repräsentation der Wortbedeutung zugegriffen werden, d.h. beispielsweise für das Wort Tomate wird zunächst folgende bedeutungsbezogene Information verfügbar: Gemüse, zum essen, rot, rund, evtl. Salat, Pflanze, usw.. Anschließend wird die wortformbezogene Information verfügbar, also die Wortlänge und Wortbetonung: 3 Silben, Betonung auf 2. Silbe, Anzahl der Laute, usw.. Bei Aphasie kann jede dieser beiden Ebenen spezifisch beeinträchtigt sein.
Das Ziel in der Diagnostik ist es, die zugrunde liegende funktionale Beeinträchtigung zu lokalisieren, d.h. in einem Wortverarbeitungsmodell die entsprechende Störungsebene einzugrenzen, so dass in der Therapie optimale Ergebnisse erzielt werden. Bestandteile der Befunderhebung sind Gespräche zwischen Untersucher und Patient sowie weitere Untersuchungen, in denen mit ausgewähltem Material die Symptomatik gezielter abgeprüft wird. Hierbei werden sowohl Untersuchungen zum Wortverständnis als auch zur Wortproduktion durchgeführt. Neben mündlichen Leistungen werden auch schriftliche Leistungen überprüft. Dabei werden normierte Testverfahren verwendet (z.B. Lemo, Bogenhausener Semantik Untersuchung).
Anhand des neurolinguistischen Profils des Patienten, bestehend aus beeinträchtigten und erhaltenen Leistungen in den durchgeführten Aufgaben, werden passende Therapiemethoden ausgewählt. Dabei wird auch der Umgang des Patienten mit seiner sprachlichen Beeinträchtigung, wie zum Beispiel der spontane Einsatz von kompensatorischen Strategien, mitberücksichtigt. Zum Umgang des Patienten mit seiner Störung werden auch die nahen Angehörigen befragt. Nach Abschluss der Befunderhebung werden der Patient sowie seine Angehörigen über die Art der Beeinträchtigung aufgeklärt und es werden konkrete Therapieziele besprochen. Die Aufklärung der Angehörigen ist auch innerhalb des sich anschließenden Therapiezeitraumes immer wieder ein wichtiger Bestandteil.
Die Therapie orientiert sich an dem neurolinguistischen Leistungsmuster, bestehend aus beeinträchtigten und erhaltenen Leistungen. Bei der Behandlung von Wortfindungsstörungen kann zwischen direkten Methoden und kompensatorischen Methoden unterschieden werden.
Durch den Einsatz von direkten Methoden wird die Funktionsstörung des Patienten direkt behandelt. Zur Verbesserung von Störungen auf der Bedeutungsebene werden in der Therapie zum Beispiel Übungen zum Kategorisieren nach Oberbegriffen (z.B. Tomate > Obst) oder dem Abruf von Bedeutungsmerkmalen (z.B. Tomate > essbar, rot, Pflanze) durchgeführt. Zur Verbesserung von Störungen auf der Wortformebene kommen im Unterschied dazu Übungen zum Einsatz, die auf die Wortform bzw. den Zugriff auf die Wortform abzielen, wie zum Beispiel der Einsatz von Anlauthilfen beim mündlichen Benennen von Objektabbildungen (z.B. Vorgabe des ersten Lautes des Wortes). Bei einigen Patienten erweisen sich darüber hinaus auch Umwegstrategien durch den Einsatz erhaltener Leistungen zur Unterstützung der Wortfindung als aussichtsreich, z.B. Schreiben des Wortes oder auch des Anfangsbuchstabens als Hilfe des mündlichen Wortabrufs.
Der behandelnde Arzt stellt eine Verordnung für die Sprachtherapie aus. Mit dieser Verordnung kann dann unter 0331-2755067 ein Termin im ZAPP vereinbart werden. Eine sprachtherapeutische Sitzung umfasst in der Regel zwischen 45 und 60 Minuten. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Karen Shatov
Eine Sprachentwicklungsstörung kann vor Abschluss des Spracherwerbs (siehe auch bilingualer Spracherwerb) auftreten. Die Haupterwerbsschritte der Sprachentwicklung sollten mit 4 Jahren abgeschlossen sein. Symptome können sich auf der Ebene der Aussprache, im Bereich des Wortschatzes und/oder auf grammatischer Ebene zeigen.
Zu Sprachauffälligkeiten kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Zum einen treten Sprachentwicklungsstörungen als Folge anderer primärer Störungen auf. Dies ist beispielsweise bei Einschränkungen der sensorischen Fähigkeiten (z.B. Hör- oder Sehstörungen) zu erwarten, bei genetischen Syndromen (z.B. Down Syndrom) oder bei Kindern mit physiologisch beeinträchtigten Artikulationsorganen (z.B. Spaltbildungen). Zum anderen können Sprachentwicklungsstörungen auch als eigenständiges Störungsbild ohne primäre Krankheitsbilder existieren. Bei einem solchen Störungsprofil spricht man von einer spezifischen Sprachentwicklungsstörung (SSES).
Die sprachlichen Defizite bei SES/SSES können sich auf einer oder auf mehreren (oder auch auf allen) sprachlichen Ebenen zeigen:
Aussprache Hier wird das kindliche Lautinventar nach und nach mit den muttersprachlichen Lauten gefüllt. Typischerweise gibt es Laute, welche früh erworben werden (z.B. /m/, /b/, /d/) und auch solche, welche später in das Lautinventar aufgenommen werden (z.B. /sch/ oder /ch/ wie bei Milch). Während des normalen Spracherwerbs kommt es eine zeitlang zu normalen Wortveränderungen, welche die Aussprache bestimmter Wörter für das Kind erleichtern (z.B. „Tilgung unbetonter Silben“ bei 2-jährigen: /mate/ für /tomate/).
Wortschatzentwicklung
Es wird ein zunächst leeres mentales Lexikon mit Einträgen bestückt. Durch gezielte Informationsaufnahme aus seiner Umwelt erwirbt das Kind nach und nach Bedeutungsinhalte (z.B. /bellt, hat Fell, wedelt mit dem Schwanz/) und verbindet diese mit sprachlichen Strukturen (/wauwau/), welche später noch korrigiert (/hund/) bzw. erweitert (/dackel/) werden können.
Bei Einschränkungen auf dieser Ebene kann es sein, dass das Lexikon altersentsprechend zu wenig Einträge enthält und somit zu wenig Wörter verstanden bzw. produzierte werden (Late Talker, dass die Einträge wenig ausdifferenziert sind oder dass Wortabrufschwierigkeiten vorliegen.
Grammatikentwicklung Auf dieser Ebene gilt es die Regeln der muttersprachlichen Grammatik zu erwerben. Im Deutschen spielt der Erwerb der Verb-Zweit-Stellung mit ca. zweieinhalb Jahren eine zentrale Rolle (z.B. „Mama kauft Brot“). Vor zweieinhalb produziert das Kind Verb-End-Stellungen (z.B. „Mama Brot kaufen“). Weiterhin werden Fragesätze (z.B.„Wer kauft das Brot?“), Nebensätze (z.B.„Ich friere, weil es draußen kalt ist.“) sowie Regeln über den korrekten Kasus- und Pluralgebrauch innerhalb dieser Ebene erworben.
Bei Störungen innerhalb dieser Ebene ist es möglich, dass das Kind auch noch nach zweieinhalb Jahren Verb-End-Strukturen verwendet, keine Nebensätze oder W-Fragen benutzt.
Die Ebene der Kommunikation ist ein wichtiger Faktor für den Spracherwerb auf allen anderen Ebenen. Sind hier Auffälligkeiten zu verzeichnen wie bspw. fehlender Blickkontakt, enorme Sprechangst, fehlender Sprecher-Hörer-Wechsel etc. könnten dies Hinweise auf Störungen anderen Ursprungs sein (z.B. Autismus, selektiver Mutismus).
Im ZAPP wird bei der Befunderhebung jede der einzelnen Ebenen genau überprüft. Bei der Auswertung der Diagnostik wird sich am sprachnormalen Entwicklungsalter orientiert (Hat das Kind einen altersentsprechenden Wortschatz? Wie stark ist die Verzögerung?). Weiterhin wird geschaut, ob das Kind die Lernschritte erworben hat, welches es für den weiteren Spracherwerb benötigt. Die früheste Auffälligkeit ist der stark verzögerte Einstieg in den Spracherwerb (Late Talker).
Durch die detaillierte Befunderhebung ist es möglich, ein exaktes individuelles Störungsprofil zu erstellen, um daraus die erforderliche Therapie ableiten zu können. Die Therapie erfolgt störungsspezifisch, d.h. sie setzt dort an, wo der Schwerpunkt der SES/SSES liegt. Sie hat zum Ziel, das Kind auf die Ebene des nächstfolgenden Entwicklungsschrittes, gemessen am ungestörten Spracherwerb, zu bringen, um einen weiteren entwicklungschronologischen Spracherwerb zu ermöglichen bzw. anzubahnen.
Um zu uns zu kommen, brauchen Sie eine Heilmittelverordnung vom Arzt (Kinderarzt oder HNO-Arzt). Unter der Telefonnummer 0331-2755067 kann dann ein Termin für eine Befunderhebung bzw. die Therapie vereinbart werden. Beide Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Jeannine Schwytay
Als Late Talker werden Kinder mit einem verspäteten Sprechbeginn bezeichnet. Von einem verspäteten Sprechbeginn spricht man, wenn Kinder mit 24 Monaten weniger als 50 Wörter sprechen und keine Zweiwortsätze bilden. Late Talker entwickeln sich in den anderen Entwicklungsbereichen altersentsprechend.
Das wichtigste und durch die Forschung am besten bestätigte Kriterium zur Beurteilung des sprachlichen Entwicklungsstandes im Alter von 24 Monaten ist der Wortschatz eines Kindes. Ein Schwellenwert von 50 Wörtern, den Kinder in der Regel im Alter von 24 Monaten erworben haben, sorgt für die sogenannte „Wortschatzexplosion“, d.h. ab einem Wortschatz von 50 Wörtern erwerben Kinder innerhalb kürzester Zeit mehrere hundert Wörter. Mit einem Wortschatz von 50 Wörtern haben Kinder zudem die nötige Voraussetzung, durch Bildung von Zwei- und Mehrwortsätzen in die Grammatik einzusteigen. Kinder, die das 50-Wort-Kriterium nicht erreichen werden als Late Talker bezeichnet.
Ca. 13-20% aller Zweijährigen sind sogenannte Late Talker. Die Einstufung eines Kindes als Late Talker beinhaltet das Risiko für eine sich möglicherweise entwickelnde Spracherwerbsstörung. Bis zur Hälfte aller Late Talker können ihren Rückstand im Spracherwerb bis dritten Geburtstag aufholen und werden dann „Aufholer“ genannt. Die verbleibenden Kinder zeigen ab dem dritten Geburtstag eine behandlungsbedürftige spezifische Spracherwerbsstörung. Eine Früherkennung von Late-Talker-Kindern bedeutet also, dass ein Entwicklungsrisiko erkannt wird, ohne dass zu diesem Zeitpunkt bereits feststeht, ob sich wirklich eine Störung ausbilden wird. Die frühzeitige Risikoerkennung ermöglicht eine Förderung der betroffenen Kinder in einer Lebensphase mit dem größten Entwicklungspotential noch bevor sich eine Störung ausbildet. Aus Verlaufsstudien ist bekannt, dass bei fast jeder Spracherwerbsstörung die Eltern rückblickend von einem verspäteten Sprechbeginn berichten. Der verspätete Sprechbeginn ist somit das wichtigste Signal für eine eventuelle Gefährdung des Spracherwerbs eines Kindes. Eine zuverlässige Vorhersage, ob das Kind zum „Aufholer“ wird oder ob sich eine Spracherwerbsstörung ab dem dritten Geburtstag zeigen wird, ist nicht möglich.
Zur Erfassung eines verspäteten Sprechbeginns haben sich Elternfragebögen bewährt. Diese Elternfragebögen richten in der Regel ihren Fokus auf die zur Risikoerkennung wichtige Wortschatzgröße des Kindes und auf den beginnenden Grammatikerwerb. Elternfragebögen werden entweder im Rahmen der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 bzw. in der sprachtherapeutischen Praxis eingesetzt.
Da ein verspäteter Sprechbeginn auch im Rahmen anderer Störungsbilder, wie z.B. bei genetischen Syndromen, Hör- und Sehbeeinträchtigungen, allgemeiner Entwicklungsverzögerung, neurologischen oder Stoffwechselerkrankungen auftritt, sollten weitere Faktoren überprüft werden. Hierzu zählen die Sprachverständnisfähigkeiten, nichtsprachliche Fähigkeiten, interaktive kommunikative Fähigkeiten, der Status der Mund- und Gesichtsmuskulatur des Kindes sowie die Erfassung möglicher Risikofaktoren, wie z.B. eine familiäre Veranlagung.
Eine früh einsetzende Behandlung bietet für Late Talker die große Chance, ihren Rückstand im Spracherwerb aufzuholen und präventiv Folgeprobleme zu vermeiden sowie ihre Eltern von einer großen Unsicherheit zu entlasten und zu unterstützen. Entgegen einer jahrzehntelangen Haltung des „Abwartens“ wird heute eine möglichst frühe Intervention empfohlen. Neben der direkten therapeutischen Arbeit mit Late-Talker-Kindern und deren Eltern hat sich das „Heidelberger Elterntraining“ als sehr wirksam erwiesen.
Die Kosten für die Befunderhebung und die gegebenenfalls notwendige Therapie werden von den Krankenkassen übernommen. Sie benötigen eine Heilmittelverordnung vom Arzt. Eine Anmeldung für die Befunderhebung ist unter der Telefonnummer 0331-2755067 möglich. Gern beraten wir Sie vorab!
von Anna Kurth
Unter einer zentral-auditiven Wahrnehmungsstörung versteht man eine Beeinträchtigung der Fähigkeit, Gehörtes adäquat zu verarbeiten, obwohl das Kind über ein normales Gehör verfügt. Diese Beeinträchtigung kann sich in verschiedenen Bereichen äußern: bei der räumlichen Wahrnehmung auditiven Materials (woher kommt das Geräusch/ die Stimme?), bei der Speicherung (welche Geräusche/ Wörter/ Laute habe ich gehört?), bei der Sequenzierung (in welcher Reihenfolge habe ich es gehört?) und bei der Kategorisierung (was für ein Geräusch/ was für einen Laut habe ich gehört?). Die auditive Wahrnehmung ist die Basis für die sogenannte phonologischen Bewusstheit, bei der es ausschließlich um die Verarbeitung sprachlichen Materials geht.
Eine Störung der zentral-auditiven Wahrnehmung kann bereits im Vorschulalter auftreten und behandelt werden, häufig tritt sie im Rahmen einer SES auf. Eine Störung der zentral-auditiven Wahrnehmung ist eine definierte Teilleistungsstörung.
Eine zentral-auditive Wahrnehmungsstörung kann sich im frühen Kindesalter durch einen verlangsamten Wortschatzerwerb und/oder gehäufte und langanhaltende Fehler bei der Aussprache äußern (vgl SES). Dies ist jedoch nicht bei allen Kindern so.
Aus den o.g. grundlegenden Fähigkeiten der zentral-auditiven Wahrnehmungsverarbeitung entwickeln sich dann die vertiefende Verarbeitung von sprachlich-phonologischen Informationen. Diese sprachlichen Verarbeitungsleistungen, genannt phonologische Bewusstheit, zeichnen sich z.B. durch Reimen und Silben klatschen aus. Das Kind beginnt also, Worte unabhängig von ihrer Bedeutung als Klanggebilde zu erfassen und zu analysieren. Es entdeckt, dass sich das Wort „Rabe“ unabhängig vom Wesen und dem Aussehen eines echten Raben in „Ra“ und „be“ zerlegen lässt und dass „Wabe“ sich darauf reimt.
Später kommen Fähigkeiten wie die genaue lautliche Analyse von Wörtern hinzu, z.B. dass Rabe aus R, a, b, und e besteht. Das Kind lernt, Laute zu manipulieren (z.B. Vertauschungen und Ersetzungen wie bei Schüttelreimen und dem Lied „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“) und einzelne Laute zu Wörtern zusammenzuziehen (aus R-a-b-e wird Rabe).
Somit wird deutlich, dass die zentral-auditive Wahrnehmung der Schlüssel zu erfolgreichem Lesen- und Schreibenlernen ist. Wenn das Kind nun bei der Wahrnehmung und Analyse von Gehörtem, also „auditiv“ dargebotenen Wörtern Schwierigkeiten hat, dann hat das deutliche Konsequenzen beim Erwerb des Lesens und Schreibens. Denn nur, wenn ein Kind versteht, dass die gesprochene Sprache in einzelne Laute geteilt werden kann, ist es auch in der Lage, das Prinzip der deutschen Alphabetschrift zu verstehen, das ja in der Abbildung von Lauten in Buchstaben besteht. Somit ist eine zentral-auditive Wahrnehmungsstörung häufig Ursache für eine Lese-Rechtschreib-Störung (LRS).
Die Ursachen für das Auftreten einer zentral-auditiven Wahrnehmungsstörung werden bislang noch erforscht. Es scheint eine genetische Komponente zu geben, die jedoch nicht als alleinige Ursache gelten kann.
Wir führen eine gründliche und ausführliche Befunderhebung zu allen relevanten Bereichen durch. So erhalten wir ein genaues Leistungsprofil des Kindes. Bei der Erstellung dieses Profils orientieren wir uns an neuro- und psycholinguistischen Modellen, die die unterschiedlichen Teilfähigkeiten abbilden und in Verbindung bringen (s. auch Logogenmodell). Darauf aufbauend erstellen wir für jedes Kind einen individuellen Therapieplan, der immer wieder an die aktuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten des Kindes angepasst wird. Die Elternberatung nimmt bei der Behandlung einen wichtigen Platz ein.
Die Therapie findet normalerweise 1-2mal pro Woche in unserer Einrichtung grundsätzlich in Einzelsitzungen statt und dauert jeweils 45 Minuten.
Eine zentral-auditive Wahrnehmungsstörung ist als Teilleistungsstörung im Rahmen der Heilmittelrichtlinien therapiewürdig. Die Kosten trägt dementsprechend Ihre Krankenkasse. Sie benötigen eine Heilmittelverordnung Muster 14, die jeder niedergelassene Arzt ausstellen kann. Kinder sind von Zuzahlungen befreit.
Beim Vorliegen einer anerkannten LRS (diese wird vom Schulpsychologen attestiert) können Sie auf dem Weg des ZAPPL (ZAPPLerntherapie) zu uns kommen. Sie erreichen uns telefonisch unter 0331-2755067. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Sarah Breitenstein
Das Störungsbild Mutismus zählt zu den Kommunikationsstörungen. Es wird zwischen einem totalen und selektiven Mutismus unterschieden. Beim totalen Mutismus wird die Lautsprache trotz erhaltenem Hör- und Sprechvermögen völlig verweigert. Eine totale Sprechverweigerung kommt bei Kindern äußerst selten vor. Die häufigere Erscheinungsform ist der selektive Mutismus. Dabei erfolgt die Verweigerung der Lautsprache in bestimmten Situationen und gegenüber bestimmten Personen. Eine Kommunikation im engsten Familienkreis (Eltern, Geschwister, z.T. Großeltern) ist meist möglich. Kinder mit Mutismus zeigen neben dem Schweigen häufig noch eine übergreifende Angststörung, die sich u.a. in einer allgemeinen Gehemmtheit, einem sozialen Rückzug und einer übersteigerten Empfindsamkeit äußert.
Das typische Alter für den Beginn einer mutistischen Störung liegt im frühen Vorschulalter. Circa 2,6% der Kinder im Grundschulalter zeigen einen selektiven Mutismus. Neben dem Symptom des Schweigens können begleitende Sprach-, Sprech- und Redeflussstörungen sowie psychische Erkrankungen (z.B. Angststörungen, Störungen der Ausscheidungsorgane) auftreten.
In Situationen, in denen das Schweigen auftritt, zeigt sich häufig zusätzlich zur Verweigerung des Sprechens ein körperliches und mimisches Erstarren. Teilweise ist eine Verständigung über Gesten und Schriftsprache möglich. In Situationen, in denen kein Schweigen auftritt, ist das Sprechen meist lebendig und ungehemmt. Die mimisch-gestische und körperliche Ausdrucksweise ist dann locker und entspannt.
Als Ursache von Mutismus wird häufig eine genetische Veranlagung angenommen. Häufig weisen Familienangehörige ebenfalls ein ausgeprägtes schüchternes und ängstliches Verhalten gegenüber fremden Situationen auf. Die Unfähigkeit mit den ängstlichen Gefühlen gegenüber fremden Situationen umzugehen, führen bei den Kindern zu einer zunehmenden Verstummung. Neben den genetischen Einflüssen werden unter anderem auch Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung (SES) sowie ungünstige Umgebungsfaktoren (z.B. ein stressreiches Umfeld) angenommen.
Das Ziel in der Diagnostik ist es, zum einen herauszufinden, wann, wo, wie und mit wem das Kind spricht, um dadurch die Grenzen des Sprechens und Schweigens des Kindes zu identifizieren. Die Aufstellung der Situationen und Personen erfolgt je nach Alter des Kindes gemeinsam mit dem Kind und/oder mit den Eltern, Erziehern/Lehrern. Zum anderen geht man auf die Suche nach der Ursache des Schweigens, die zum Beginn sowie zur Aufrechterhaltung des schweigenden Verhaltens geführt haben. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit einem Psychotherapeuten wird bei der Ursachenermittlung angestrebt.
Zusätzlich zur Erhebung diagnostikrelevanter Daten stehen das Vermitteln von Sicherheit und der Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen Kind und Therapeut im Mittelpunkt.
Das Ziel der Sprachtherapie ist es, die sprachlichen Kompetenzen und Handlungsmuster zu erarbeiten, die für den pragmatischen Einsatz von Kommunikation notwendig sind. Das Üben der erarbeiteten Handlungsmuster erfolgt im therapeutischen Setting sowie in realen Situationen. Für einen erfolgreichen Transfer der aufgebauten, sprachlichen Kompetenzen findet eine Zusammenarbeit zwischen dem Therapeuten und den Eltern sowie den Erziehern/Lehrern statt. Die Auswahl eines geeigneten Therapieansatzes erfolgt je nach Alter/Reife und Leidensdruck des Kindes. Dabei stehen verschiedene Therapieansätze zur Auswahl (z.B. Systemische Mutismustherapie, Dortmunder Mutismus-Therapie, Kooperative Mutismus-Therapie). Neben der direkten Arbeit mit dem Kind findet parallel eine intensive Elternberatung statt, in der Ängste, Familienstrukturen und ungünstiges Erziehungsverhalten thematisiert und besprochen werden können. Bei zusätzlichen entwicklungspsychologischen Auffälligkeiten wird ein Psychotherapeut einbezogen.
Um zu uns zu kommen, brauchen Sie eine Heilmittelverordnung vom Arzt. Unter der Telefonnummer 0331-2755067 kann dann ein Termin für eine Befunderhebung bzw. die Therapie vereinbart werden. Beide Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Sarah Breitenstein
Das Störungsbild Stottern zählt zu den Redeflussstörungen (siehe auch Poltern). Es ist eine Störung des Sprechens, welche durch häufige Unterbrechungen des Sprechablaufs mit Pausen vor Wörtern, Silben und Lauten sowie Laut- und Silbenwiederholungen (z.B. k-k-k-kannst) und Dehnungen (z.B. mmmmachen) gekennzeichnet ist. Nicht jede auftretende Sprechunflüssigkeit zählt zum Störungsbild Stottern. Eine wichtige Abgrenzung erfolgt zu den entwicklungsbedingten Sprechunflüssigkeiten, die im Laufe des Spracherwerbs bei fast allen Kindern auftreten können.
Das typische Alter für den Beginn des Stotterns liegt zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr. Circa 5% aller Menschen erkranken im Laufe des Lebens an Stottern, wobei bei ca. 1% der Menschen die Symptomatik chronifiziert und damit bis ins Erwachsenenalter anhält. Die symptomatischen Unflüssigkeiten (Teilwortwiederholungen, Dehnungen, Blockierungen) sind dadurch gekennzeichnet, dass sie unfreiwillig auftreten, keine kommunikative Funktion verfolgen und damit den Informationsfluss, das Sprechtempo sowie den Sprechrhythmus beeinträchtigen. Zusätzlich können Zeichen von Anstrengung sicht- und/oder hörbar sein.
Die Ursache von Stottern ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Annahmen, die das Auftreten von Stottern begünstigen, sind unter anderem ein vererbtes Defizit im Nervensystem im Gehirn (z.B. eine unzureichende sensorische und auditive Rückmeldung an das Gehirn beim Sprechen) sowie Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung (SES). Auswirkungen einer SES auf den Redefluss sollten nicht unterschätzt werden (insbesondere bei mehrsprachigen Kindern, siehe auch bilingualer Spracherwerb).
Das Ziel in der Diagnostik ist es, die auftretenden Stottersymptome in ihrer Anzahl und Qualität genau zu erfassen. Dies erfolgt über die Aufnahme und detaillierte Auswertung der Spontansprache des Patienten. Darüber hinaus ist es wichtig, zum einen Informationen über die Dauer und den Verlauf des Stotterns und zum anderen über die psychischen Reaktionen auf das Stottern und daraus resultierende Verhaltensweisen (z.B. Vermeidung sprachlicher Situationen, Tabuisierung des Themas Stotterns) zu erlangen. Derartige Verhaltensweisen können zu einer Aufrechterhaltung des Stotterns führen. Die Erhebung dieser Informationen erfolgt u.a. über Eltern- bzw. Patientengespräche sowie Fragebögen.
Durch die detaillierte Befunderhebung ist es möglich, ein individualisiertes Therapieprogramm zu konzipieren. Abhängig von verschiedenen Faktoren (u.a. Alter/Reife des Patienten, Störungsbewusstsein und Leidensdruck, Schweregrad der Störung sowie begleitende (sprachliche) Defizite) erfolgt die Auswahl eines Therapieansatzes, in dem indirekte oder direkte Methoden überwiegen. Bei der Anwendung indirekter Methoden wird nicht direkt am Stottern angesetzt, sondern es wird an den voraussetzenden sprachlichen, psychischen, motorischen und/oder kognitiven Defiziten gearbeitet. Bei der Anwendung direkter therapeutischer Methoden wird am Stottern selbst gearbeitet, mit dem Ziel das Stottern zu eliminieren bzw. das Stottern flüssiger zu machen. In der Therapie mit Kindern erfolgt parallel eine intensive Elternarbeit.
Um zu uns zu kommen, brauchen Sie eine Heilmittelverordnung vom Arzt. Unter der Telefonnummer 0331-2755067 kann dann ein Termin für eine Befunderhebung bzw. die Therapie vereinbart werden. Beide Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Sarah Breitenstein
Das Störungsbild Poltern zählt zu den Redeflussstörungen (siehe auch Stottern). Es ist eine Störung des Sprechens, welche vor allem durch ein erhöhtes beziehungsweise stark variierendes Sprechtempo gekennzeichnet ist. Darüber hinaus treten Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten und Silben, Lautersetzungen und -veränderungen sowie Wiederholungen von Silben, Wörtern oder Satzteilen auf. Das Sprechen von Polternden ist dadurch meist sehr schwer verständlich. Neben den erwähnten Kernsymptomen können unter anderem begleitend Auffälligkeiten in der Betonung, in der sprachlichen Strukturierung (u.a. unpassende inhaltliche Verknüpfungen) sowie bei der Bildung von komplexen Satzstrukturen (z.B. Nebensätze) auftreten.
Das beginnende Auftreten von Poltern wird zwischen dem Vorschulalter und dem frühen Schulalter angenommen mit einer Verstärkung der Symptomatik in der Pubertät. Die Ursache von Poltern ist bis heute ungeklärt. Annahmen, die das Auftreten von Poltern begünstigen, sind unter anderem ein gestörtes Timing zwischen der gleichzeitigen Produktion und Wahrnehmung von sprachlichen Prozessen oder auch eine zentral auditive Verarbeitungsstörung (siehe auch auditive Wahrnehmungsstörungen). Poltern tritt häufig in Kombination mit Stottersymptomen auf. Reines Poltern kommt im Vergleich zum Stottern relativ selten vor. Im Gegensatz zum Stotternden zeigt der Polternde kaum Anstrengung beim Sprechen. Darüber hinaus verfügt er meist über wenig Bewusstsein gegenüber den auftretenden Symptomen.
Das Ziel in der Diagnostik ist es, die auftretenden Poltersymptome in ihrer Anzahl und Qualität genau zu erfassen. Dies erfolgt über die Aufnahme und detaillierte Auswertung der Spontansprache des Patienten auf verschiedenen Sprechleistungsstufen (u.a. Dialog, Monolog, Lesen). Eine Abgrenzung der beiden Störungsbilder Poltern und Stottern wird vorgenommen. Darüber hinaus ist es wichtig, zu überprüfen, ob der Polternde in der Lage ist, sein Sprechen mit Intention (d.h. in einer vorgegebenen Rolle) zu variieren (z.B. schnell/langsam, mit Pausen, monoton). Der Zugang über die Intentionalität könnte ein möglicher Weg in der Therapie sein. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist ein ausführliches Anamnesegespräch mit den Eltern bzw. Patienten u.a. zur allgemeinen kindlichen Entwicklung, zum Beginn sowie zum Verlauf der Poltersymptomatik und zur Abklärung der Therapiemotivation.
Durch die detaillierte Befunderhebung ist es möglich, ein individualisiertes Therapieprogramm zu konzipieren. Ein Hauptbestandteil der Therapie ist dabei die Vertragsarbeit, um eine gemeinsame, aktive Gestaltung des Therapieprozesses zwischen TherapeutIN, Patient und Angehörige zu gewährleisten. Im Rahmen der Vertragsarbeit werden gemeinsam das Hauptanliegen definiert, Ziele für die Therapie und im Alltag formuliert und konkrete Lösungsschritte zur Zielumsetzung besprochen. Anhand der Problembeschreibungen werden die relevanten Übungsebenen ausgewählt. Dabei bleibt der Transfer im Vordergrund, das heißt, der Patient soll die in der Therapie erarbeiteten Strategien und Methoden in für ihn wichtigen Alltagssituationen anwenden können. Um einen gelungenen Transfer zu erreichen, ist neben der Vertragsarbeit, eine intensive Eltern- und Angehörigenberatung Bestandteil der Therapie.
Um zu uns zu kommen, brauchen Sie eine Heilmittelverordnung vom Arzt. Unter der Telefonnummer 0331-2755067 kann dann ein Termin für eine Befunderhebung bzw. die Therapie vereinbart werden. Beide Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
von Ulrike Krüger
Allgemeine Informationen Eine Dysphagie bezeichnet eine Störung des Schluckens. Diese kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen können neurologische Erkrankungen, wie zum Beispiel Schlaganfälle oder Hirntumore Schluckstörungen verursachen, aber auch krankhafte Veränderungen der oropharyngealen (Mundrachen) und pharyngealen (Rachen) Strukturen, verursacht durch Entzündungen, Unfallfolgen, Erkrankungen der Halswirbelsäule oder Tumore im Kehl-/ Halsgebiet. Auch durch chirurgische oder radiologische Behandlungen kann es zu Schäden in diesem Bereich kommen.
Der Schluckvorgang geschieht in vier Phasen:
Die erste Phase bezeichnet man als orale Vorbereitungsphase. Diese beschreibt die Aufnahme der Nahrung oder der Flüssigkeit sowie das Abbeißen und das Zerkleinern der Speisen. Wichtig ist hierbei eine gut arbeitende Zungen- und Wangenmuskulatur sowie eine gute Mobilität dieser Strukturen. Die Phase ist komplett willkürlich und somit steuerbar.
In der oralen Phase wird die Nahrung auf der Zunge platziert (ein Bolus gebildet) und durch eine Wellenbewegung der Zunge am Gaumen entlang Richtung Hals befördert. Sobald der Nahrungsbolus bestimmte Punkte im Hals passiert hat, wird der Schluckreflex ausgelöst. Ab diesem Moment ist der Vorgang nicht mehr willkürlich, sondern reflexartig. Er kann nicht mehr unterbrochen werden. In dieser Phase sind ebenfalls die Kraft und Mobilität der Zunge, Wangen und Lippen von großer Wichtigkeit. Bestehen Einschränkungen in diesem Bereich, kann es zu Problemen bei der Beförderung der Nahrung oder Flüssigkeit kommen. Auch kommt es bei neurologischen Patienten oftmals zur verspäteten Auslösung des Schluckvorganges, wodurch Nahrung bereits in den Schlund fließen kann, ohne das nachfolgende Arbeitsschritte aktiviert werden.
Diese Phase ist nicht mehr sichtbar, da sie zwischen dem weichen Gaumen und der Öffnung der Speiseröhre im Hals stattfindet. Alle stattfindenden Aktionen sind sehr eng miteinander verbunden. Sobald der Bolus die Punkte im Rachenraum passiert hat, verschließt der weiche Gaumen die Nase, um das Austreten der Nahrung aus der Nase zu verhindern. Danach wird der Bolus zur Speiseröhre transportiert. Gleichzeitig muss die Luftröhre für diesen Moment verschlossen werden, um das Eintreten von Nahrung zu verhindern. Kommt Nahrung doch einmal zu nah an die Luftröhre oder auch in die Luftröhre, äußert sich dies beim gesunden Menschen durch einen starken Hustenreiz. Hiermit wird die Nahrung wieder aus der Gefahrenzone befördert. Bei erkrankten Menschen kann es jedoch zu Sensibilitätseinschränkungen kommen, wodurch sie nicht fühlen, dass etwas in die Luftröhre fällt. Auch sind viele Patienten kraftlos, wodurch der Hustenstoß weniger effektiv ist. Des Weiteren muss in dieser Phase die Speiseröhre geöffnet werden, um das Eintreten der Nahrung zu ermöglichen. Sobald die Nahrung die Öffnung der Speiseröhre passiert hat, verschließt sich diese und wird die Luftröhre wieder geöffnet, um das Weiteratmen zu ermöglichen.
Die vierte und letzte Phase beschreibt die Beförderung der Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen. Probleme in dieser Phase werden nicht logopädisch behandelt sondern vom Gastroenterologen.
Eine Schluckstörung kann auf unterschiedliche Arten diagnostiziert werden. Die Erstdiagnostik besteht aus einer ausführlichen Anamnese bei der abgefragt wird, welche Speisen und Flüssigkeiten möglicherweise beim Schlucken Probleme bereiten. Danach wird dem Patienten ein Glas Wasser gereicht, welches er Schluck für Schluck trinken soll. Der Therapeut achtet hierbei auf die Beförderung des Glases zum Mund, auf die Lippen-, Wangen und Zungenbewegungen und fühlt die Kehlkopfhebung am Hals. Anschließend überprüft er die Stimmqualität des Patienten, um herauszufinden ob nach der Beendigung des Schluckens noch Teile der Flüssigkeit im Halsgebiet zurückgeblieben sind. Zeigen sich hierbei Einschränkungen können noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um ein genaueres Bild des Schluckvorganges zu erhalten.
Zusammen mit dem HNO-Arzt kann zum Beispiel eine Endoskopie durchgeführt werden, bei der eine kleine Kamera durch die Nase bis auf Sichthöhe der Speiseröhrenöffnung eingeführt wird und der Patient eingefärbte Flüssigkeiten und Nahrungsmittel angereicht bekommt. Bei dieser Methode kann somit von innen geschaut werden, wie der Schluckvorgang funktioniert und ob Einschränkungen vorliegen. Auch gibt es die Möglichkeit einer radiologischen Untersuchung bei der der Patient Nahrung, die mit Kontrastmitteln vermischt ist, vor einem Röntgengerät zu sich nimmt. Hierbei kann von außen betrachtet werden, welchen Weg die Nahrung nimmt.
In der Therapie können drei Ziele verfolgt werden. Zum einen wird mit dem Patienten besprochen, welche Konsistenzen (flüssig, breiförmig, fest) er schlucken kann und welche noch zu schwierig sind. Zum anderen wird mit dem Patienten an der Kräftigung der Strukturen sowie der Verbesserung der Mobilität dieser gearbeitet, um ein kraftvolles und effizientes Schlucken wieder zu ermöglichen. Hierbei werden alle Muskeln des Gesichtsbereiches aktiviert, auch durch Grimassen, Zungen- und Stimmübungen. Als drittes können mit dem Patienten Kompensationen erarbeitet werden, mit denen er die Nahrung sicherer schlucken kann. Es kann sich hierbei um Haltungsanpassungen, Anpassungen des Bestecks oder Geschirrs oder auch zusätzliche Schutzmaßnahmen handeln.
Um zu uns zu kommen, brauchen Sie eine Heilmittelverordnung vom Arzt. Unter der Telefonnummer 0331-2755067 kann dann ein Termin für eine Befunderhebung bzw. die Therapie vereinbart werden. Beide Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt. Informationsgespräche sind jederzeit möglich.
Ganz aktuell, seit dem 13.03.2020, dürfen sprachtherapeutische Praxen online durchgeführte Teletherapien anbieten und diese auch mit den Krankenkassen abrechnen. Dadurch ist es nun möglich, Therapien für Kinder und Erwachsene über den Computer, das Tablet/iPad oder Smartphone durchzuführen. Gerade in der momentanen Lage ist dies von sehr großem Wert und wir freuen uns, Sie auch auf diesem Wege weiterhin begleiten zu können.
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